33. SONNTAG im Jahreskreis
15. November 2015
Evangelium nach Markus (13,24-32)
Filme mit Weltuntergangsszenarios sind wieder in und lassen sich gut verkaufen: Asteroiden, die mit der Erde zu kollidieren und sie zu zerstören drohen, Naturkatastrophen, Seuchen usw. Mit der Angst vor dem Weltuntergang lassen sich nach wie vor gute Geschäfte machen. Die Angst vor dem apokalyptischen Ende mit Schrecken ist eine ernst zu nehmende Sorge vieler Menschen. Sie ist nicht aus der Welt und aus den Köpfen zu bekommen.
Auch im 1. Jahrhundert, zur Zeit Jesu und nach ihm, gab es apokalyptische Erzählungen. Spuren davon merken wir im heutigen Evangelium. Es gab auch katastrophale Geschehnisse, den Anstoß dafür gaben.
Der Evangelist Markus hat sein Evangelium um 70 n. Chr. geschrieben, nach den Gräueln des Jüdischen Krieges (64-70 n. Chr.), den Christenverfolgungen unter Nero, der Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Viele Christen dürften angesichts der Zeitumstände der Verzweiflung nahe gewesen sein, denn nach der damaligen judenchristlicher und jüdischer Überzeugung gehörten der Untergang des Tempels und der Untergang der Welt zusammen. Ihre Welt stürzte zusammen. Die Christengemeinden benötigten Orientierung und neue Kräfte.
In dieser Situation verkündet der Evangelist in apokalyptischer Sprach- und Bilderwelt die Botschaft Jesu: Die Christen gelangen durch Tod und Auferstehung zum wahren Leben. Markus berichtet aber nichts über die konkreten Details oder gar den Zeitpunkt zu dem dies alles erwartet werden kann. Sein Evangelium soll eine Glaubensbotschaft sein und keine Angaben über ein historisches oder kosmisches Ende der Welt umschreiben.
Wann kommt das Ende der Welt? Auf diese Frage suchen Menschen oft ängstlich eine Antwort. Im Evangelium wird das Ende in einer bilderreichen Sprache dargestellt. Es sagt zwei wichtige Dinge:
1. Den Tag oder die Stunde, wann das Ende da ist, kennt niemand, außer Gott, dem Vater. Das ist an jene gerichtet, die immer wieder versuchen wollen, das Ende der Welt vorherzusagen.
2. Wer sich zu Jesus Christus bekennt und nach seinem Wort lebt, braucht das Ende nicht zu fürchten.
Die Botschaft des Evangeliums lautet: Alles ist vergänglich, die Welt und auch wir selbst. Das ist unsere wirkliche Lebenssituation. Aber Tod, Gewalt, Hass, Krieg und Katastrophen werden nicht den Sieg davontragen.
Keine und keiner von uns lebt in absoluter Sicherheit. Niemand ist gefeit gegen Krankheit, weder bei sich noch bei nahen Angehörigen; zu jeder Zeit kann Unglück uns oder Menschen, die uns nahe stehen, zustoßen. Wir sind nicht gefeit gegen das Scheitern von Beziehungen oder berufliche Schwierigkeiten. Wir wissen nicht, ob wir morgen in unserer Wohnung oder in einem Krankenhaus schlafen werden, ob wir in einem Jahr am selben Arbeitsplatz oder wo ganz anders unser Brot verdienen, ob unsere Freunde zu uns halten oder nicht ... Sowohl unsere eigene kleine, persönliche als auch unsere größere Welt können zusammenstürzen. Und trotzdem: Als Christen sind wir nicht dem Tod ausgeliefert, sondern wir können darauf vertrauen, dass wir gerettet werden. Der Glaube an Gott bietet uns zwar kein Allheilmittel gegen solche "Risiken und Nebenwirkungen", aber der Zugang zu Gott, die Nähe zu ihm, die Jesus uns erschließt, kann uns Halt geben. Wenn wir die Hoffnung nicht aufgeben und darauf vertrauen, dass Gott das Ziel unseres Lebens ist, wird am Ende alles gut. Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand. „Wer ausharrt bis zum Ende, wird gerettet werden,“ sagt Jesus.
Diese Zukunftsaussage soll schon jetzt unsere Gegenwart verändern. Leben in Zuversicht, trotz oft drohender Untergang. Das ist keine Vertröstung auf später, sondern ein Trost für jetzt. Die große Teresa von Avilla hat es so gesagt: „Nichts soll dich ängstigen, nichts dich schrecken. Alles vergeht. Gott ändert sich nicht. Wer sich an Gott hält, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.“
Der Blick auf Jesus und auf den Gott, von dem er so leidenschaftlich geredet hat, ist das Gegenmittel gegen unsere Lebensängste.